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Hitparade der generativen KI-Tools

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Vorwort für Lehrende, Lernende und Erziehungsberechtigte

Der Lernprozess hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. Alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1 haben im Rahmen des 8-Punkte-Plans ein digitales Endgerät erhalten, das bei richtiger Nutzung diesen Prozess positiv unterstützt. Das Lernen lernen für die Zukunft, selbstständig Probleme erkennen und lösen, allein oder im Team sind elementare Skills des 21. Jahrhunderts. Die richtigen Fragen zu stellen wird ein wesentlicher Bestandteil der neuen Welt sein, ebenso wie die Bewertung und Reflexion der gefundenen Antworten. Analog und Digital sind längst kein Gegensatz mehr, die sinnvolle Fussion steht im Vordergrund.

KI-Tools gibt es mittlerweile wie Sand am Meer - und täglich kommen neue hinzu. Das Angebot ist kaum noch überschaubar und es fällt schwer, den tatsächlichen Nutzen für den Unterricht oder den Lernprozess eines Kindes zu erkennen. Doch welche Tools bieten einen echten Mehrwert? In diesem Artikel fassen wir unsere persönliche Hitliste an generativen KI-Tools zusammen, die wir erfolgreich im Unterricht erprobt haben.

Hitparade der generativen KI Tools

In den letzten 2 Jahren haben wir unzählige Tools getestet und weit über 100 Artikel zum Thema Künstliche Intelligenz veröffentlicht. Im Artikel Revolution in Evolution sind eine Vielzahl von Tools erwähnt, ebenso finden sich auch solche empfehlenswerte Sammellisten (David Röthler Liste) als auch Beiträge in unterschiedlicher - meist fragwürdiger Qualität (Tik - Tok -Video - Mr. Tech) im Netz. Dabei braucht man die Vielzahl dieser Werkzeuge (Die Top 5 kostenlosen KI Apps auf deinem Smartphone & Die Top 5 AI-KI-Tools für deine Bildung) eigentlich gar nicht. Es geht darum, diese Welt der generativen KI für sich zu entdecken, auszuprobieren und schließlich mit den bevorzugten Werkzeugen zu arbeiten. Qualität vor Quantität ist dabei sehr wichtig. Welche Tools man für welche Aufgaben einsetzt, ist sehr unterschiedlich und oft eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie so oft im Leben. Durch die subjektive Auswahl entsteht ein Portfolio an Werkzeugen, die den Arbeitsprozess und die Kontrolle der eigenen Arbeit unterstützen und erleichtern.

Unser Portfolio - unsere subjektive Hitparade

DeepL Write ist unser ständiger Begleiter. Kein Artikel wird veröffentlicht, ohne mit diesem Tool (auch als Office365 Add-In verfügbar) überprüft worden zu sein. Nicht nur die Korrekturen, sondern auch die Alternativvorschläge auf verschiedenen Sprachniveaus sind eine große Hilfe. DeepL hat auch eine gute Übersetzungsfunktion und ist in diesem Bereich dem Google Übersetzer durchaus ebenbürtig.

Wir verwenden auch gerne ChatPDF und in letzter Zeit immer öfter Google NotebookLM, wenn wir Dokumente & Daten aller Art analysieren lassen wollen. Konkrete Fragen werden perfekt beantwortet, Zusammenfassungen verschiedenster Dateiformate schnell und kostenlos erstellt. Sogar Podcasts und Transkriptionen von Video- und Audiodateien sind möglich.

Ein Chatbot ist die eierlegende Wollmilchsau in der Welt der generativen KI. Aber welcher ist eine Frage des Geschmacks, des Preises und der DSGVO. Wir nutzen gerne ChatGPT in der kostenpflichtigen Version, Google Gemini ist auf dem Vormarsch und MS Copilot spielt seine Stärken in Office 365 in der kostenpflichtigen Version aus. DuckDuckGO kommt mit seinem Chatbot ganz ohne Registrierung aus, Lehrer schätzen das kostenpflichtige Tool Fobizz für den Schulalltag. Perplexity Pro gibt es 2025 für alle Magenta-Kunden gratis, auf jeden Fall ausprobieren. Chatbots geben die richtigen Antworten, wenn man in der Lage ist, die richtigen Fragen (Prompts) zu formulieren.  Das will gelernt sein, in Zukunft werden gezielte Fragen vor monotonen Antworten stehen. Vor allem die Sprachfunktionen, Ohren und Augen der Chatbots (Artikel) beeindrucken schon heute. Auch auf WhatsApp gibt es bereits die Möglichkeit mit seinem Chatbot zu plaudern. Seit kurzem gibt es diese Funktion auch für ChatGPT.

Auch das Erstellen von digitalen Bildern ist mit generativen KI-Tools ein Kinderspiel. Ob mit Leonardo.ai oder MS Designer, kleine Kunstwerke gelingen im Handumdrehen. Besonders überzeugt hat uns Dall E3 in der kostenpflichtigen Version von ChatGPT.

Für die Mathematik gibt es spezielle Werkzeuge. Graspable Math hilft dir, selbstständig Formeln und Gleichungen umzuwandeln. Die Apps Photomath und GeoGebra Math Solver erkennen über die Kamera deines Smartphones dein mathematisches Problem und lösen es Schritt für Schritt mit ausführlichen Erklärungen. Wolfram Alpha ist eine intelligente Rechen- und Wissensmaschine, die Antworten durch Berechnungen und Daten liefert. Statt nur Links anzuzeigen, liefert sie direkte und präzise Ergebnisse. ChatGPT kann das alles auch recht gut, vor allem bei Textaufgaben ist der Chatbot einsame Spitze...

Coole Ideen für zwischendurch: Erstelle deinen eigenen QR-Code mit einem Bild deiner Wahl, lass Prominente deinen Text sprechen, kreiere deinen eigenen Song oder dein Video, suche Personen oder Orte anhand eines Fotos im Netz, erstelle Memes und Zeichnungen und lasse sie wie von Zauberhand animieren.

Das Video von Furhat AI lässt erahnen, welche Technologie uns in naher Zukunft erwartet. Eine Software, die alle oben genannten Detailfunktionen unterstützt, eine eierlegende Wollmilchsau der generativen künstlichen Intelligenz. Open AI ist aus unserer Sicht mit ChatGPT, Dall E3 und Sora auf dem richtigen Weg. Vor allem der erweiterte Audio-Modus hat nun auch digitale Augen bekommen. Bilder, Videos, Live-Video und sogar der geteilte Bildschirm können nun als Ausgangsinformation für deine Frage dienen. Der Schritt zum noch sehr teuren sprechenden Kopf (ca. 30.000 Euro) ist bereits vollzogen. Der weltweite Wettbewerb wird die Entwicklung vorantreiben und diese Technologie für den Endverbraucher erschwinglich halten. Konkrete gesetzliche Regelungen und sinnvolle Altersbeschränkungen sind in dieser Entwicklung ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft.

Webtipps: KI im Alltag & Digitale Profis & Erwachsenenbildung.digital & Golem.de

Nachwort für LehrerInnen

Generative KI Tools sind nicht die lang ersehnte & ultimative Lösung und schon gar nicht die eierlegende Wollmilchsau der Bildung oder der erträumte Nürnberger Trichter für alle. In den letzten 30 Jahren gab es immer wieder Hypes um neue Lehr- und Lernformen. In Österreich gibt es mittlerweile mehr Schulversuche als Schulen. Die Ergebnisse dieser Versuche sind ernüchternd, auch die neue digitale Welle macht da keine Ausnahme.

Motivierte - selbstbewusste Jugendliche nutzen diese KI Tools jedoch sehr produktiv und sinnvoll, verbessern ihre Leistungen und kommen vor allem in ihrem eigenständigen - lebenslangen Lernen und ihrer individuellen - fachlichen Weiterbildung einen deutlichen Schritt weiter. Für die gar nicht so kleine und in einigen Regionen immer größer werdende Gruppe der bildungsunwilligen - bildungsresistenten - Jugendlichen ist das nur ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein. Das Potenzial der generativen KI verpufft wie der Wassertropfen, hier bedarf es anderer - analoger Methoden. Übrig bleibt das Mittelfeld. Meist schwach, mit Defiziten im Rechnen, Schreiben und Lesen. Schulfrustriert und sich ihrer ganz individuellen Stärken nicht bewusst, sitzen sie Tag für Tag im Unterricht - der ihnen oft nicht weiterhilft. Zu groß - zu unterschiedlich sind diese Defizite in einer Klasse mit bis zu 25 Kindern, die von einer Lehrkraft gemanagt werden soll.

Hier sehe ich ein enormes Potential der digitalen KI-Assistenten als Unterstützung für leistungsbereite Jugendliche einerseits und als Entlastung für überlastete Lehrerinnen und Lehrer andererseits. Zeit & Raum zu gewinnen, um nicht nur kognitive Inhalte zu vermitteln, sondern Platz zu haben für Persönlichkeitsbildung, Stärkung des Selbstbewusstseins und andere wichtige "alte" Werte des Menschseins. Der Lehrer ist nicht nur Wissensvermittler sondern auch Vorbild, Mentor und vor allem Vertrauensperson, der Kinder/Jugendliche auf das Leben/Beruf vorbereiten soll - nein muss. Das ist aus meiner Sicht unser "Call of Duty" - Stichwort Permateach - Stichwort 21st Century Skill - Stichwort DIY - DIYD. Mehr dazu im Artikel Revolution in Evolution 2.0.

Fazit: Generative KI in der Schule zu verbieten, macht keinen Sinn. Zu groß sind das Potenzial und die Macht dieser Technologie, die in den nächsten Jahren immer mehr Einzug halten wird. Wir müssen informieren, ausbilden und vor allem festlegen, wie und in welchen Bereichen diese Werkzeuge produktiv eingesetzt werden sollen. Das Potenzial dieser Werkzeuge in der Schule liegt nicht nur in der Erstellung von Inhalten, sondern in der Kontrolle von eigenständigen Leistungen und in der Unterstützung bei Unwissenheit. 

Ein Vertrag über generative KI mit den Auszubildenden ist zielführend. Legen SIE fest was, wo und wann verwendet werden darf!

Auch KIKI (so habe ich meinen sprechenden Chatbot genannt) ist nicht hauptsächlich im Klassenzimmer, sondern zu Hause präsent. Der geduldigste - freundlichste & kostenlose Nachhilfelehrer aller Zeiten. Selbstkorrektur und vor allem eine positive Einstellung zur selbst erstellten Hausübung / Übung sind hier die obersten Prinzipien. Das Erkennen der eigenen Fehler und Schwächen und deren Korrektur gehören zu den wichtigsten Bausteinen des Lernens und der Bildung. Nur aus Fehlern und deren Korrektur lernen wir wirklich nachhaltig. KI-Werkzeuge beherrschen das Korrigieren nahezu perfekt, dieses Potenzial gilt es auch im Bildungsbereich zu nutzen. In vielen Bereichen der Industrie und Wissenschaft ist dies längst keine Frage mehr.

Das Lernen und die Schule ansich werden sich durch diese neue Technologie eindeutig im positiven Sinn verändern. Nur eine Frage der Zeit und des Tempos....

Nachwort für Jugendliche

Schlechte Nachrichten, auch deine Lehrerin - dein Lehrer bildet sich weiter. Lehrerinnen und Lehrer kennen in der Regel einen großen Teil der generativen KI-Werkzeuge, auch wenn sie sich nicht unbedingt TIK-TOK-Videos reinziehen. Sie erkennen auch sehr genau, ob das gerechnete Mathebeispiel, der Deutschaufsatz oder die Physik-Powerpoint-Präsentation von dir selbst erstellt wurde oder ob du KI-Tools die Arbeit hast machen lassen. Spätestens bei Schularbeiten, Tests oder Lernzielkontrollen ohne diese digitalen Helfer wird der Unterschied deutlich.

Es ist wichtig, mit deiner Lehrerin oder deinem Lehrer in der Schule offen über diese neue Technologie zu sprechen und konkrete Regeln zu vereinbaren. Wir sehen den Sinn dieser generativen KI vor allem in der Unterstützung am Nachmittag bei deinen Hausübungen oder bei der Vorbereitung auf Prüfungen und Schularbeiten. Insbesondere Chatbots haben "Ohren und Augen" (siehe Video Mathproblems with ChatGPT4o) und können deine eigenen Arbeiten bereits zu Hause unterstützen und anschließend korrigieren. Wichtig ist aber, die Korrektur nicht blind 1:1 zu übernehmen. Vergleiche vor und nach der Korrektur, suche deine Fehler (Chatbots helfen dir dabei) und überlege, wo du dich verbessern kannst. Wenn du die Korrektur der generativen KI nicht verstehst, frage nach. Sowohl beim Chatbot, aber vor allem bei deinem Lehrer.

Ideen für den produktiven Einsatz dieser Werkzeuge haben wir in dem Artikel (Kreative Nutzung der generativen KI) zusammengefasst, den wir laufend ergänzen.

Fazit:  Generative KI-Tools sind cool und bieten viel Unterstützung für den Schulalltag. Wenn sie richtig eingesetzt werden, können sie eine große Hilfe sein. Das einfache Kopieren von Antworten oder Texten bringt dich nicht weiter. Vielmehr solltest du KI als Werkzeug sehen, das dir hilft, dein eigenes Wissen zu erweitern. Stelle gezielte Fragen, hinterfrage die Antworten kritisch und nutze die Vorschläge als Inspiration, nicht als fertige Lösung. So kannst du generative KI-Tools effektiv für Hausaufgaben, Referate oder kreative Projekte einsetzen - ohne dabei das eigene Denken zu vernachlässigen.

Außerdem kannst du KI nutzen, um eigene Schwächen auszugleichen und gezielt an deinen Fähigkeiten zu arbeiten. Hast du Probleme mit Rechtschreibung oder Grammatik? Dann lass dir Texte korrigieren und analysiere die Fehler, um daraus zu lernen. Fällt es dir schwer, komplexe Sachverhalte zu verstehen? Dann lass dir die Inhalte vom AI in einfacher Sprache oder mit anschaulichen Beispielen erklären. Willst du dich in einem bestimmten Fach verbessern? Nutze KI-generierte Quizfragen oder interaktive Übungen, um dein Wissen zu vertiefen.

Kurzum: KI kann dich schlauer machen - aber nur, wenn du sie bewusst und aktiv nutzt! Das kostet vor allem am Anfang allerdings deutlich mehr zusätzliche Lernzeit, die du bereit sein musst zu investieren. Aber es lohnt sich, deinen Verstand zu schärfen und schlauer zu werden.

Es gibt keine Ausreden mehr, es ist nur noch eine Frage des Willens und der Selbstdisziplin, lernen zu wollen.

ki trichter kl

Nachwort für Eltern / Erziehungsberechtigte

Lernen findet in Beziehungen statt, oder es findet nicht statt. Digitales - in welcher Form auch immer - ist kein Ersatz, sondern eine Unterstützung - eine mögliche Ergänzung. Chatbots sind eine Möglichkeit der Selbstkontrolle. Sie helfen einem am Nachmittag, wenn niemand mit Rat und Tat zur Seite steht - stehen kann. Waren es vor einigen Jahren z.B. Youtube-Videos, sind es heute generative KIs, die bei Erklärungen und Korrekturen punkt- und zuielgenau helfen. Sie unterstützen Ihr Kind dabei, die gemachten Fehler selbst zu finden und Schritt für Schritt zu verbessern. Die anschauliche Korrektur wird zum zusätzlichen Lernprozess im Kinderzimmer.

Sicherer werden, klüger werden - den Verstand schärfen sind die alten - neuen Tugenden der kommenden Zeit. Nicht auswendig lernen - nicht stur reproduzieren, sondern mit gewonnenem Verstand nachhaltig Probleme lösen, gehören sicher zu den Kompetenzen des 21. Jahrhunderts. Dazu ist es aber notwendig, in Bewegung zu kommen, sich nicht auf dem auszuruhen, was man schon kann und weiß. Neugierig auf Neues zu sein, Interesse zu haben, sich weiterzubilden.

Es wird in Zukunft entscheidend sein, was man aus sich macht, es gilt die eigenen Interessen, seine positive Anlagen zu stärken und Schwächen selbstständig auszugleichen. Darin liegt ein guter Teil des menschlichen Glücks.