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Blackout - eine reale oder fiktive Bedrohung...

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Umso größer ist die Erleichertung, wenn nach relativ kurzer Zeit der Strom wieder verfügbar ist und alles seinen gewohnten - ja selbstverständlichen  Lauf nimmt. In dieser Zeit wird aber einem bewusst, wie sehr wir vom Strom abhängig sind - wie sehr wir uns an diesen Luxus gewöhnt haben.

Vor gut 100 Jahren war alles anders

Es ist noch gar nicht so lange her. Meine Großeltern haben noch die stromlose Zeit erlebt und den Wert der Elektrifizierung schätzen gelernt. Kerzen und Kienspanlampen waren die billigste Möglichkeit, etwas Licht in die Stube zu bringen. Seit Ende der 1820er Jahre sorgten offene Gasflammen für Licht in den österreichischen Haushalten, ab der Jahrhundertmitte wurde Gaslicht verwendet und gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich die elektrische Beleuchtung langsam durch - in einigen österreichischen Städten dauerte die Einführung der Elektrizität in Privathaushalten bis in die 1930er Jahre. Der ländliche Raum wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg an das Stromnetz angeschlossen.

Die Elektrifizierung begann mit der industriellen Revolution in den 1880er Jahren. Gut 50 Jahre nach den Entdeckungen von Oersted (1820 - eine stromdurchflossene Spule erzeugt ein Magnetfeld) und Faraday (1832 - ein sich änderndes Magnetfeld in einer Spule erzeugt eine Spannung) folgten weitere Erfindungen und der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur von Kraftwerken und Leitungsnetzen. Gebremst durch den Stromkrieg (Thomas Alva Edison & J. P. Morgan vs. Nikola Tesla & George Westinghouse) und wirtschaftliche Entwicklungen und schließlich Kriege in Europa dauerte es noch einige Jahrzehnte bis zur vollständigen Elektrifizierung der Haushalte.

Meilensteine der Stromverbraucher

Elektrischer Strom ohne elektrische Verbraucher macht im täglichen Leben wenig Sinn. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder neue elektrische Verbraucher erfunden. Insbesondere die Erfindung des Elektromotors revolutionierte den Markt der elektrischen Verbraucher und vor allem das Leben im Haushalt.

 Jahr Erfindung Erfinder
1879 Glühlampe Thomas Alva Edison
1882 elektrisches Bügeleisen Henry W. Seeley
1891 elektrischer Herd George A. Hughes
1901 elekrischer Staubsauger Hubert Cecil Booth
1908 elektrische Waschmaschine Alva J. Fisher
1913 elektrischer Eiskasten Fred W. Wolf
1920 elektrischer Haarföhn Alexander Godefroy
1930 Gefriertruhe Clarence Birdseye
1946 Mikrowelle Percy Spencer

Weitere elektrische Erfindungen folgten immer schneller. Moderne Industrie, elektrische Heizungen, Transportmittel (E-Autos) und vor allem die Erfindung des Computers und der digitalen Welt erfordern hohe - und immer weiter steigende - Stromkapazitäten. KI & AI haben diesen Bedarf an elektrischer Energie in den letzten Jahren zusätzlich angeheizt.

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Der Strom kommt aus der Steckdose

Ja, aber wie kommt er in die Steckdose? Der Weg dorthin ist komplex und beginnt in Kraftwerken, die Energie aus verschiedenen Quellen in elektrische Energie umwandeln. In Österreich spielen vor allem Wasserkraftwerke eine zentrale Rolle, da sie saubere und erneuerbare Energie liefern. Insbesondere im Frühling und Sommer, wenn durch Schneeschmelze und Regenfälle viel Wasser verfügbar ist, tragen sie einen großen Teil zur Stromversorgung bei. Ergänzend dazu kommen Windkraftwerke hinzu, die vor allem im Herbst und Winter, wenn starke Winde wehen, ihren Beitrag leisten. Photovoltaikanlagen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln, sind besonders im Sommer effektiv, während sie im Winter und nachts weniger leisten können. Thermische Kraftwerke, die fossile Brennstoffe oder Biomasse nutzen, springen oft ein, um Spitzenlasten zu decken. Geothermische Anlagen, die Erdwärme nutzen, sind in Österreich bisher weniger verbreitet, gelten aber als zukunftsträchtig. Aktive Atomkraftwerke hat Österreich keine und das ist gut so. Ziel ist es nur mehr grünen Strom zu erzeugen, d.h. auf fossile Kraftwerke in Zukunft zu verzeichten.

Der erzeugte Strom wird über ein gut ausgebautes Hochspannungsnetz in lokale Verteilernetze geleitet, bevor er schließlich in unsere Steckdosen gelangt. Die Verfügbarkeit von Strom und der Bedarf variieren jedoch stark. Im Winter steigt der Verbrauch durch Heizungen und Beleuchtung, während im Sommer, trotz geringerer Nachfrage, die Stromproduktion aus Photovoltaikanlagen auf Hochtouren läuft. Auch die Tageszeiten spielen eine Rolle: Morgens und abends, wenn viele Menschen zu Hause aktiv sind, ist der Bedarf am höchsten, während PV-Anlagen ihren Höhepunkt in der Mittagszeit erreichen. Speicherkraftwerke können diese Energie speichern, ebenso Batteriespeicher. Bei letzterem ist aber leider die Technologie aktuell  nicht ausgereift. Daher muss Strom aus dem Ausland dann im Regelfall dazu gekauft werden. Dieser wird in einem hohen Maße aus Atomkraftwerken gewonnen. 

Photovoltaikanlagen werden zunehmend zu einem Schlüssel der Energiewende in Österreich. Immer mehr Haushalte installieren solche Systeme, oft in Kombination mit Batteriespeichern, um Strom auch nachts nutzen zu können. Großanlagen helfen, den steigenden Energiebedarf zu decken, auch wenn Herausforderungen wie Wetterabhängigkeit und der Ausbau von Speichern sowie Netzen bestehen bleiben. In Zukunft werden Energiespeicher, wie große Batterien oder Wasserstofftechnologien, dazu beitragen, Schwankungen im Stromangebot auszugleichen. Gleichzeitig können intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, den Verbrauch flexibler steuern und die Energieverteilung optimieren. Dezentrale Energieerzeugung, bei der kleinere Anlagen lokal Strom produzieren und direkt verbrauchen, wird an Bedeutung gewinnen. Der internationale Strom- und Gashandel wird ebenfalls dazu beitragen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Fazit: Derzeit kommen wir zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten mit der eigenen Stromproduktion nicht aus. Dabei ist nicht die Produktion das eigentliche Problem, sondern die Speicherung des Stroms für einen flexiblen Einsatz. Die Abhängigkeit von Strom und auch Gas aus anderen Ländern ist in Zeiten wie diesen bedenklich.

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Blackout - keine Energieversorgung

Ein Blackout, also ein großflächiger, langanhaltender Stromausfall, könnte das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben massiv beeinträchtigen. Nicht nur elektrische Verbraucher, sondern auch Gas- und Trinkwasserversorgung sind davon betroffen. Strom ist die Grundlage fast aller modernen Abläufe, und unsere Abhängigkeit davon macht uns anfällig für Störungen. Doch wie realistisch ist ein solches Szenario? Welche Ursachen können zu einem Blackout führen, und wie können wir uns schützen?

Die Ursachen für einen Blackout sind vielfältig. Neben den bekannten Gefahren wie der Überlastung des Stromnetzes, technischen Defekten oder extremen Wetterbedingungen spielen auch kosmische Phänomene eine Rolle. Ein Beispiel dafür sind Sonneneruptionen, die sogenannte geomagnetische Stürme auf der Erde auslösen können. Solche Eruptionen schleudern geladene Teilchen ins All, die auf das Magnetfeld der Erde treffen und zu Störungen in der elektrischen Infrastruktur führen können. Bereits 1989 sorgte ein geomagnetischer Sturm in Kanada für einen Stromausfall, der Millionen Menschen betraf. Ein besonders starker Sturm könnte nicht nur regionale, sondern globale Auswirkungen auf Stromnetze und Kommunikationssysteme haben.

Zusätzlich wird das Magnetfeld der Erde, das uns vor derartigen Sonnenaktivitäten schützt, zunehmend schwächer bzw. ändert seine Orientierung. Wissenschaftler vermuten, dass wir uns in einer Übergangsphase der geomagnetische Umkehr befinden, in der das Magnetfeld umkehrt, ein Prozess, der in der Erdgeschichte bereits mehrfach stattgefunden hat. Während dieses Prozesses könnte das Magnetfeld zeitweise instabil werden und den Schutz vor solaren Partikeln verringern. Dies würde die Anfälligkeit moderner technischer Infrastrukturen erheblich erhöhen und das Risiko eines großflächigen Blackouts weiter steigern.

Neben diesen kosmischen Bedrohungen gibt es irdische Ursachen wie Cyberangriffe. Die zunehmende Digitalisierung macht Stromnetze zu einem Ziel für Hacker, die ganze Regionen lahmlegen könnten. Auch die Abhängigkeit von erneuerbaren Energien birgt Risiken. Zwar bieten sie ökologische Vorteile, doch bei ungünstigen Wetterbedingungen – etwa bei wenig Wind oder wenig Sonne – können sie nicht genug Energie liefern, wenn keine ausreichenden Speicherkapazitäten vorhanden sind.

Um solche Szenarien zu vermeiden, werden auf globaler und lokaler Ebene zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, sollen dabei helfen, Energieflüsse effizienter zu steuern und Überlastungen zu verhindern. Auch der Schutz vor Cyberangriffen ist ein zentrales Thema, ebenso wie die Diversifizierung der Energiequellen. Ein Mix aus erneuerbaren Energien, Gas, Kohle und Kernkraft minimiert Abhängigkeiten und erhöht die Stabilität. Für den Fall eines solaren Sturms sind zudem frühzeitige Warnsysteme entscheidend, damit Netze gezielt abgeschaltet werden können, bevor größere Schäden entstehen.

Blackout - Vorkehrungen

Doch auch die beste Prävention bietet keine absolute Sicherheit. Daher ist es wichtig, dass jeder Haushalt auf einen möglichen Stromausfall vorbereitet ist. Lebensmittel und Trinkwasser für mindestens eine Woche sollten in jedem Haushalt vorrätig sein. Da elektrische Geräte wie Kühlschränke, Heizungen oder Lampen ausfallen könnten, sind alternative Lichtquellen wie Kerzen oder Taschenlampen und zusätzliche Powerbanks für Mobilgeräte hilfreich. In kalten Monaten können Decken oder mobile Heizgeräte dazu beitragen, die Wärmeversorgung sicherzustellen. Bargeld ist ebenfalls wichtig, da elektronische Zahlungssysteme nicht mehr funktionieren. Zudem ist es sinnvoll, einen Notfallplan für die Familie zu entwickeln und wichtige Telefonnummern bereitzuhalten.

Die Frage, ob ein Blackout Fiktion oder Realität ist, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Während die Wahrscheinlichkeit eines großflächigen, langfristigen Stromausfalls in Europa dank stabiler Netze gering ist, bleibt ein Restrisiko bestehen. Ereignisse wie geomagnetische Stürme oder die Schwächung des Magnetfeldes könnten jedoch in Zukunft eine größere Rolle spielen, insbesondere wenn sie auf bereits überlastete oder schlecht geschützte Infrastrukturen treffen. Kurzfristige, lokale Stromausfälle hingegen sind realistischer und treten häufiger auf, wenn auch mit weniger gravierenden Folgen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Blackout keine bloße Fiktion ist, sondern eine reale Gefahr darstellt, die durch kosmische Phänomene wie Sonneneruptionen oder geomagnetische Instabilitäten zusätzlich verschärft wird. Mit der richtigen Vorbereitung und gezielten Schutzmaßnahmen können die Risiken jedoch reduziert werden. Wer sich auf mögliche Szenarien einstellt, kann im Ernstfall ruhiger und effektiver handeln – ein entscheidender Vorteil in Krisenzeiten.

Mythen & Thesen rund um unsere Energieprobleme

Nikola Tesla glaubte an die Idee der freien Energie, d.h. an die Möglichkeit, Energie aus der Umwelt zu gewinnen und sie allen Menschen kostenlos zur Verfügung zu stellen. Seine Vision war es, eine Welt zu schaffen, in der Energie unbegrenzt zur Verfügung steht und für jeden erschwinglich ist. Albert Einstein war fasziniert von seiner Relativitätstheorie. Die Formel E=mc^2 sagt uns, dass Masse (m) und Energie (E) dasselbe sind, nur in verschiedenen Formen. Noch fehlt uns das Know-how, die Masse konkret in Energie umzuwandeln. Kalte Fusion (siehe Kernfusion der Sonne von Wasserstoff zu Helium) oder Supraleitung (verlustfreie Energieübertragung) könnten bestehende Systeme revolutionieren. Sie stecken aber noch weitgehend in der Theorie fest.

Blackout bewusst leben - autark leben

Meine Urgroßeltern hatten nie Angst vor einem Stromausfall bzw. Blackout an sich. Wie in der Einleitung beschrieben, war Elektrifizierung damals kein Thema. Weltweit haben nach aktuellen Schätzungen etwa 675 Millionen Menschen keinen Zugang zu Elektrizität, was ungefähr 9% der Weltbevölkerung entspricht. Auch heute noch sind nicht alle Haushalte in Österreich, vor allem auf dem Land, an das Strom-, Gas- und Trinkwassernetz angeschlossen. Sie leben autark, versorgen sich selbst mit Energie & Wasser. Mit Holzöfen, Brunnen & Quellen oder PV-Anlagen mit Pufferbatterien lässt es sich auch so gut leben.

In den letzten Jahren entscheiden sich immer mehr Menschen bewusst dafür, unabhängig von traditionellen Versorgungsnetzen zu leben. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Trend zu Tiny Houses – kompakte, oft mobile Wohnformen, die ein minimalistisches und nachhaltiges Leben ermöglichen. Viele dieser Häuser bieten einen hohen Grad an Autarkie, da sie mit moderner Technologie ausgestattet sind, um unabhängig von externen Energie-, Wasser- und Abwassersystemen zu funktionieren.

Durch den Einsatz von Solar- und Photovoltaikanlagen können Bewohner ihren eigenen Strom erzeugen, während Regenwassersammelsysteme und natürliche Kläranlagen die Wasserversorgung sicherstellen. Für Wärme und Heizung kommen oft nachhaltige Lösungen wie Holzöfen zum Einsatz. Diese technischen Lösungen ermöglichen es, Tiny Houses unabhängig von traditionellen Energie- und Wassernetzen zu betreiben, was zu einem umweltfreundlicheren Lebensstil beiträgt.

Garten

Wir haben uns auch ein Freiluftbüro mitten im Waldgarten eingerichtet, von dem aus wir die meisten Artikel schreiben. Ohne Strom- und Wasseranschluss lässt es sich mit etwas Erfindergeist ganz gut und vor allem ruhig leben. Ein alter Holzofen meiner Oma ersetzt den Elektroherd, tiefe runde - ausziehbare Schächte im Boden sind unser Kühlschrank, der Getränke & Essen auch bei hohen Außentemperaturen kalt hält. Eine Außendusche mit Solarelement, eine Trockentoilette und eine kleine Photovoltaikanlage mit Pufferbatterie und einem Benzingenerator für Notfälle runden das autarke Leben ab. Regenwasser  sammeln wir für das Gebrauchswasser, nur das Trinkwasser müssen wir noch mit Containern in den Garten bringen. Ein Brunnen ist für nächstes Jahr als Ersatz geplant. Der Garten liefert im Sommer ausreichend Obst und Gemüse, das wir vor Ort zu einem Wintervorrat  nach alten Rezepten meines Großonkels Franz Ruhm verarbeiten. Eine alte Kienspanlampe haben wir abendlich auch in Verwendung. Ein anderes Leben - ein ruhigeres Leben abseits des alltäglichen Wahnsinns.

Garten