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Handyverbot an Volks-, Mittelschulen und AHS-Unterstufen kommt

Bezugnehmend auf das folgende Facebook-Posting (siehe Screenshot von FB)  habe ich hier meine Meinung als Autor, DGB - Informatiklehrer an einer MS, aber vor allem als IT-Admin an der Schule zusammengefasst. Auf ikt4you.eu sind in den letzten Jahren zahlreiche Artikel zu diesem Thema erschienen, auf die ich im Text jeweils verlinke.

 

Zur Klärung der kommenden Verordnung

Während der Unterrichtszeit sowie in Pausen wird die Nutzung von Smartphones und anderen Smartdevices an der Schulen bis zur achten Schulstufe grundsätzlich verboten. Geht es um das Arbeiten mit digitalen Medien, können Lehrende die Verwendung von Smartphones aber durchaus jederzeit erlauben. Die Schulordnung regelt die Verwahrung der Smartdevices autonom.

Zunächst zum theoretischen Ansatz: Die Idee an sich ist gut - keine Frage. Die vorangestellte Überschrift zeigt mir, dass das eigentliche Problem nur vom Tatort Schule wegverlagert wird und vor allem die konkrete Umsetzung, Rechtssicherheit und Haftungsfragen nicht weiter diskutiert werden. Schon das Wort Handy und Verbot bringt zum Ausdruck, dass das eigentliche Medienproblem in unserer Gesellschaft durch diese Regelung nur schnell verschoben, aber keineswegs sinnvoll und konkret bzw. nachhaltig gelöst wird.

Smartphone vs. App

Das Smartphone (sagen wir bitte nicht Handy) an sich ist weder das eigentliche böse Übel der digitalen Welt noch der Heilige Gral der IKT. Es ist ein Hochleistungsrechner im Kleinformat, der mit den richtigen Apps ein durchaus nützliches Werkzeug im Unterricht und im Leben sein kann. Es sinnvoll zu nutzen, muss genauso gelernt werden wie Schreiben, Rechnen und Lesen. Digitale Kompetenz nicht nur als Schlagwort, sondern als Lebens-Lernphilosophie, sonst würden nicht alle österreichischen Kinder in der SEK 1 ein digitales Endgerät (eigentlich ein großes Smartphone) quasi geschenkt bekommen.

Die wahren Übeltäter sind die eigentlichen Apps, Apps für deutlich Ältere als 14 Jahre. Zeitdiebe, Müdemacher und Mediendealer sind die eigentlichen Störfaktoren im Unterricht. Ob Whats App, TikTok oder Insta - die digitale - durchaus surreale - Welt fasziniert viele Menschen, vor allem Kinder/Jugendliche werden in ihren Bann gezogen. Aus diesem Grund gibt es bereits klare Regelungen, was die Nutzung bzw. die Altersbeschränkung betrifft. In Österreich gilt generell, dass Social Media Apps erst ab dem vollendeten 14. Lebensjahr genutzt werden dürfen. Das ist ein Gesetz, keine Empfehlung, keine Grauzone. Aber sie werden nicht eingehalten, und das ist das eigentliche Problem. Nicht nur am Vormittag. Die Hausaufgaben am Nachmittag und das Lernen an sich leiden massiv darunter. Neben sinnbefreiten Spielen haben Zeitdiebe & Müdemacher in diesem Alter nichts verloren.

Sie sind auch die eigentlichen Störenfriede im digitalen Unterricht. Messenger, Social Media, Statusmeldungen und Spielinfos buhlen im digitalen Unterricht um die Aufmerksamkeit der Jugendlichen. Nicht nur auf dem Smartphone, sondern auch auf den digitalen Endgeräten in der Schule. Sicherlich auch ein Grund, warum das Pflichtfach Digitale Grundbildung oft theoretisch abgehandelt wird. Schulbücher mit theoretischen Grundlagen liegen voll im Trend. Wo liegt eigentlich der Unterschied vom Smartphoneverbot zur gewünschten Notebooknutzung im Detail? 

Eltern & Gesetze

Was längst bei Alkohol und Nikotin kein Thema mehr ist, ist im digitalen Bereich österreichisch gesagt wurscht. Und darin liegt das eigentliche Problem. Smartphoneverträge dürfen in Österreich erst ab dem 18. Lebensjahr abgeschlossen werden.  Zuvor können die Eltern einen Vertrag mit dem Mobilfunkbetreiber für den Jugendlichen abschließen. Als Vertragspartner übernimmt der Elternteil, der die Unterschrift geleistet hat, auch die Haftung für Bezahlung und korrekte Nutzung. 

Weder Telefonprovider noch Appstores oder gar App-Anbieter bieten hier eine brauchbare - einfache - gesetzeskonforme Lösung an. Warum auch? Alles Maßnahmen, die zwar einen hohen pädagogischen Wert haben, aber den Umsatz schmälern. Ein eingeschränktes Smartphone ist definitiv uncool und verkauft sich schlecht - Geld regiert die Welt. Der politische Druck ist in Österreich / Europa nicht gegeben. In den USA ist bereits Änderung in Sicht.

Fazit: In unserem Artikel "Dein Smartphone im Schulalltag - eine Glaubensfrage..." gehen wir auf weitere Punkte (angedachtes Mindestalter, vernünftige Nutzung, Gebote....)  ein. Dieser Artikel hat ein großes Echo hervorgerufen, viele Emails mit unterschiedlichen Meinungen und Ideen haben uns erreicht. Folgende Punkte sehen wir ähnlich wie unsere Leser:

*) Warum ein generelles Verbot - wir nutzen unsere Smartphone sinvoll (Kalender, Notizen, Stundeplansoftware, 2 Faktorzertifizierung, MS Teams......)

*) Jetzt nutzen wir es weniger - zu mühsam für einige Lehrende es holen zu lassen

*) Kasten auf - Kasten zu. Smartphone aus - Smartphone an. Mehrmals am Tag....

*) Handy ist verboten, Notebook ist erlaubt - sogar verlangt - wo ist da der Sinn?

*) Keine Verbote, sondern sinnvolle Gebote. Vertrauen schenken - bei Missbrauch Maßnahmen setzen.

*) Verbote in der Schule dort, wo Gebote nicht greifen.

*) Keine neuen Verbote, sondern Einhaltung bestehender Schulregeln.

*) Vereinbarte Bildschirmzeiten

*) Sinnvolle Nutzung als Tool und nicht als Zeitvertreib

*) Mehr handylose Zeit um wichtige Dinge des Lebens zu lernen (Turnen, Kochen, Gemüse zu pflanzen....)

*) Mindestalter: Gesetz ist Gesetz - sonst macht es keinen Sinn. Hier sehen wir die größte Baustelle. Auch außerhalb der Schule ....

*) Zeiten ohne digitale Endgeräte sind wichtig und machen auch Spaß. Das gilt für Lernende und Lehrende im gleichen Maße.

*) Zeiten mit digitalen Endgeräten sind wichtig, um Kompetenzen in diesem Bereich fürs Leben zu erwerben.

*) Eindeutige gesetzliche Regelung im Bezug auf Smartphoneverwahrung, Haftung und Abnahme durch Lehrende.

*) Einführung eines Jugendsmartphones - digitaler Endgeräte ohne Zeitdiebe & Müdemacher

*) Generative KI - AI Tools werden das Lernen & unser Leben nachhaltig verändern, das Smartphone und andere Smartdevices  sind die heutigen Medien dafür. Eindeutlige Regelungen (vgl. EU-AI Act) gehören definiert und judiziert.

*) Von einem 12 Jährigen: Sinnvoll digital im Leben agieren

*) Symbiose aus den verschiedensten Bildungsbereichen (vgl. 4K -Kompetenzen, 21st Century Skills, Rechnen-Schreiben-Lesen......) kann sowohl analog als auch digital unterstützt werden. Analog und Digital sind längst kein Gegensatz mehr. Die Mischung - die Dosis macht es aus. Aber es ist vor allem wichtig zu verstehen und zu lernen, dass man nur ein analoges - schönes Leben hat.