Gendern oder nicht Gendern - das ist hier die Frage
Welche Geschlechter gibt es eigentlich..
Die meisten Menschen denken, dass es nur zwei Geschlechter gibt: Jungen und Mädchen. Das nennt man "binäres Geschlecht". Aber manche Menschen fühlen sich nicht nur als Junge oder als Mädchen. Manche fühlen sich ein bisschen von beidem oder ganz anders. Das nennt man "nicht-binär" oder "jenseits der binären Geschlechter".
Es ist wie mit den Farben. Manche Leute denken vielleicht, dass es nur Blau und Gelb gibt. Aber es gibt viele andere Farben dazwischen. Nicht-binäre Menschen sind wie andere Farben, die nicht nur blau oder gelb sind, sondern ihre eigene einzigartige Farbe haben.
Es geht darum zu verstehen, dass es nicht nur zwei Arten gibt, ein Mensch zu sein. Manche Menschen sind eine Mischung aus verschiedenen Dingen oder fühlen sich anders, und das ist in Ordnung. Es ist wichtig, das zu respektieren und die Vielfalt der Menschen anzuerkennen.
Welche Namen haben diese Geschlechter..
Es gibt eine Vielzahl von Begriffen (rund 60 - bis zu 72), die verwendet werden, um Geschlechtsidentitäten neben männlich und weiblich zu beschreiben. Der Begriff "divers" oder "divers geschlechtlich" wird häufig als Sammelbegriff für andere Geschlechtsidentitäten verwendet, die nicht ausschließlich weiblich oder männlich sind. Anerkannt in Österreich sind davon nur 6 Varianten als Geschlechtseintragung (männlich, weiblich, divers, inter, offen und "keine Angaben").
Untergruppierungen von "Divers" können sein:
Nicht-binär: Eine Identität außerhalb der traditionellen binären Geschlechterkategorien. Menschen, die sich als nicht-binär identifizieren, können sich weder ausschließlich als männlich noch ausschließlich als weiblich identifizieren.
Genderqueer: Ein Identitätsbegriff, der häufig für Menschen verwendet wird, deren Geschlechtsidentität nicht den traditionellen Vorstellungen von männlich oder weiblich entspricht.
Genderfluid: Personen, die sich als genderfluid identifizieren, erleben ihre Geschlechtsidentität als sich im Laufe der Zeit verändernd oder fließend.
Agender: Personen, die sich als agender identifizieren, empfinden keine spezifische Geschlechtsidentität oder fühlen sich geschlechtsneutral.
Bigender: Personen, die sich als bigender identifizieren, fühlen sich in zwei Geschlechtsidentitäten, entweder gleichzeitig oder abwechselnd.
Androgyn: Ein Begriff, der sich auf eine Geschlechtsidentität beziehen kann, die sowohl Elemente von Männlichkeit als auch von Weiblichkeit enthält oder keine eindeutigen Geschlechtsmerkmale aufweist.
Two-Spirit: Ein traditioneller Begriff aus den indigenen Kulturen Nordamerikas, der eine Person beschreibt, die sowohl männliche als auch weibliche oder andere geschlechtliche Eigenschaften in sich vereint.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Verwendung und Bedeutung dieser Begriffe je nach Kultur und individuellem Selbstempfinden variieren kann. Starre Abgrenzungen, im Gegensatz zu weiblich - männlich, gibt es hier nicht. Menschen verwenden unterschiedliche Begriffe, um ihre eigene Geschlechtsidentität zu beschreiben, und es ist wichtig, die selbst gewählte Identität mit Respekt zu behandeln.
Gendern - geschlechtsspezifische Sprache..
In Österreich, wie auch in anderen deutschsprachigen Ländern, hat die Diskussion über geschlechtergerechte Sprache in den letzten Jahren zugenommen. Die Frage nach einer inklusiveren Sprache, die alle Geschlechter einschließt, hat in vielen Bereichen an Bedeutung gewonnen. Es gibt verschiedene Formen für eine geschlechtergerechte Ansprache von Menschen. Anhand der Bezeichnung Schüler wollen wir sie dir erklären.
Generische Formen
Lernende: Diese Form wird als geschlechtsneutrale Anrede verwendet und bezieht sich auf Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrem Geschlecht.
Gendersensible Mischformen
Schüler*innen: Das Sternchen (*) wird verwendet, um auf die Vielfalt der Geschlechter hinzuweisen. Diese Form soll alle Geschlechter einschließen.
Gendergap
Schüler_innen: Das Gendergap (Unterstrich) wird eingesetzt, um darauf hinzuweisen, dass alle Geschlechter (weiblich, männlich, nicht-binär, etc.) gemeint sind.
Binnen-I
SchülerInnen: Das Binnen-I setzt einen Buchstaben in der Mitte des Wortes ein, um alle Geschlechter zu integrieren, einschließlich nicht-binäre Identitäten.
Verwendung spezifischer Bezeichnungen
Lernende, Schülerinnen und Schüler, Schülergruppe, Kids: Verallgemeinerte Bezeichnungen können verwendet werden, um geschlechtsneutrale oder geschlechterinklusive Formulierungen zu erreichen.
Es ist wiederholend zu betonen, dass individuelle Präferenzen variieren können. Ein respektvoller Umgang mit den selbstgewählten Identitäten und Pronomen der betroffenen Personen steht im Mittelpunkt geschlechtergerechter Sprachverwendung. Wichtig zu beachten ist, dass es keine allgemeingültige oder einheitliche Methode gibt. Einzig entscheidend ist ein respektvoller Umgang mit den selbst gewählten Identitäten und Pronomen der betroffenen Personen. Wenn möglich, ist es ratsam, die Präferenzen der betreffenden Person direkt zu erfragen oder auf vorgegebenen Richtlinien (Firma, Schule...) zurückzugreifen, sofern solche existieren.
Warum wird überhaupt sprachlich gegendert..
Das Gendern bezieht sich auf Bemühungen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Das Ziel ist es, bestehende geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu überwinden und eine inklusive Sprache und Kultur zu fördern. Dazu gehört:
Sprachliche Gleichstellung: Ein wichtiger Punkte des Genderns ist die sprachliche Gleichstellung, die darauf abzielt, Geschlechterklischees in der Sprache zu überwinden. In vielen Sprachen gibt es traditionelle Formen, die nur männliche Pronomen oder Bezeichnungen verwenden. Das Gendern versucht, geschlechtsneutrale Formulierungen zu fördern, um alle Geschlechter einzubeziehen.
Soziale Gerechtigkeit: Das Gendern geht über die Sprache hinaus und bezieht sich auf die Beseitigung von Diskriminierung und Ungleichheit aufgrund des Geschlechts. Dies umfasst Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit in Bildung, Beruf und anderen sozialen Bereichen. Die Beseitigung von Stereotypen (Eigenschaften) und Vorurteilen gegenüber bestimmten Geschlechtern ist ebenfalls ein wichtiges Argument.
Geschlechterdiversität: Ein weiterer wichtiger Aspekt des Genderns ist die Anerkennung und Integration von Geschlechterdiversität. Dies umfasst nicht nur die binäre Vorstellung von männlich und weiblich, sondern berücksichtigt auch nicht-binäre, genderqueere und andere Identitäten. Die Akzeptanz und Integration dieser Vielfalt sind entscheidend, um eine inklusive und gerechte Gesellschaft zu schaffen.
Andere Länder - andere Gebräuche - andere Vorgaben..
Während das Gendern Fortschritte in Richtung Gleichstellung und Diversität darstellt, gibt es auch Herausforderungen und Kontroversen. Einige Menschen empfinden geschlechtergerechte Sprache als umständlich oder lehnen Veränderungen in etablierten Sprachgewohnheiten ab. Es gibt auch Diskussionen darüber, inwieweit bestimmte Maßnahmen im Bereich des Genderns sinnvoll oder notwendig sind.
Österreich hat keine einheitliche Regelung bezüglich geschlechtergerechter Sprache erlassen, und die Verwendung solcher Formen ist oft abhängig von individuellen Präferenzen, Kontexten und Institutionen. Es gibt jedoch Universitäten, Verwaltungen und Organisationen, die Richtlinien für eine geschlechtergerechte Sprache entwickelt haben und diese in ihren offiziellen Dokumenten und Mitteilungen verwenden. Niederösterreich hingegen hat seine Genderregeln in einer Kanzleiordnung festgelegt. Der Gender-Erlass hat zur Folge, dass in offiziellen Texten und Dokumenten die bisherigen gendergerechten Schreibweisen (Gap, Binnen-I...) verboten werden sollen. Es gilt einzig die ausgeschriebene Form: Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Damen und Herren. Wien hat einen Leitfaden für geschlechtergerechtes Formulieren veröffentlicht. Jedoch existieren auf Landes- und Bundesebene keine Gesetze zu einer Gender-Pflicht, ebenso wie bei den offiziellen Rechtschreibregeln.
Unterschiedliche Meinungen (vgl. Volksbegehren) und Ansätze werden laufend diskutiert. In den kommenden Jahren wird es sicher weitere Entwicklungen in Bezug auf den Gebrauch geschlechtergerechter Sprache geben. Gendern ist ein vielschichtiges Thema, das die Sprache, soziale Gerechtigkeit und Geschlechterdiversität umfasst. Die Bemühungen um Gleichstellung und die Anerkennung von Vielfalt sind entscheidend für den Aufbau einer gerechten und inklusiven Gesellschaft. Es ist wichtig, dass diese Diskussionen sensibel und respektvoll geführt werden, um positive Veränderungen zu fördern und unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen.
Warum dieser Artikel....unsere Meinung als Denkanstoß - als Diskussionsgrundlage....
Bei einem meiner letzten Seminare wurde ich von einer Seminarteilnehmerin lautstark unterbrochen und wütend darauf hingewiesen, dass ich bei meinen Ausführungen wieder einmal das Gendern vergessen hätte. Mit den Worten: "Sie gendern nicht, das ist kein respektvoller Umgang - das lass ich mir nicht gefallen", stand sie auf und verließ den Seminarraum. So etwas habe ich in den letzten 30 Jahren noch nicht erlebt.
In der Regel versuche ich bei Vorträgen bewusst, die weibliche Form des jeweiligen Nomens zuerst auszusprechen und die männliche Form nicht zu vergessen. Alternativ spreche ich ein Mehrzahlwort wie Lehrer*innen – mit einer kurzen Pause, weil man das „Gendersternchen“ selbst ja nicht sprechen kann. Ich muss mich dabei sehr konzentrieren und suche zunehmend nach anderen Bezeichnungen (generischen Formen), die nicht zu gendern sind. Also nicht Lehrerinnen und Lehrer, sondern Lehrende, nicht Schülerinnen und Schüler, sondern Lernende oder einfach Kids.
Die Wörter sind aber nicht die gleichen und manche generischen Formen passen einfach nicht zu dem Erzählten. Diese bewusste Konzentration auf Fehlervermeidung geht ebenso zu Lasten des eigentlichen Inhalts und der Qualität des Vortrags. So kommt es vor, dass ich im Eifer des Erzählens das Gendern vergesse oder auch bewusst weglasse. In unseren Artikeln verwenden wir eine Mischform (vgl. unsere FAQ), vor allem wenn es sich um längere komplexe Themen handelt, um die einfachere Lesbarkeit des Textes zu erhalten.
Das habe ich bisher niemals als Fehler oder gar Böswilligkeit empfunden, weil für mich das Verständnis, der Respekt und die Wertschätzung gegenüber den Lernenden nicht (nur) in einer geschlechtergerechten Sprache liegt, sondern die Art und Weise, wie ich unterrichte - mit meinen Teilnehmern kommuniziere und umgehe - der wesentliche Teil der geschlechtergerechten Darstellung ohne Unterschied ist. Die Wertschätzung, die ich entgegenbringe - die mir entgegengebracht wird, ist nicht ein zusätzliches Wort oder eine Wortergänzung bzw. ein selektiver Wortanhang, sondern ein engagiertes Handeln und Tun, das keine Unterschiede zwischen den Menschen kennt.
Wir leben leider in einer Zeit, in der sich Menschen oft an Definitionen und sprachliche Formulierungen klammern. Diese spezifischen Unterscheidungen, das genaue Einteilen und Klassifizieren in Verschiedenes geht einher mit einer subjektiven Bewertung. Dadurch wird auch die Kluft zwischen diesen Begrifflichkeiten wesentlich größer. Die Menschen beginnen oft, nur noch in diesen Kategorien zu denken und zu werten. Sie bestehen oftmals darauf, diese Klassifizierungen deutlich zu machen oder gar nur danach zu leben.
Das Wesentliche - das Eigentliche dahinter - in unserem Fall der Mensch geht verloren. Der Mensch - die Menschheit - mankind (nicht genderfähig) wird nicht bestimmt durch Mann oder Frau, nicht durch Christ, Jude oder Islamist, nicht durch schwarz oder weiß, nicht durch arm oder reich, nicht durch Herkunft oder Abstammung, sondern durch den Menschen an sich. Der Mensch ist nicht zu gendern und nicht zu unterscheiden, er ist menschlich zu behandeln und das ist gut so. Mensch bleibt Mensch. Vaterland bleibt Vaterland und Muttersprache eben Muttersprache.
Es wäre wünschenswert, diesen Gedanken in der heutigen Zeit zu leben. Angesichts der noch nie da gewesenen Zahl von Frauen und Männern, die sich auf der Flucht befinden, angesichts der vielen Krisenherde und Kriegsschauplätze auf unserer Erde, angesichts des Leids, das vor allem Kinder in diesen Wirren erfahren, erscheint die Streitfrage der Geschlechterfrage in einem anderen - sehr schwachen Licht. Jedenfalls kein Grund mehr, darüber zu streiten, sondern diese formale Wertschätzung aktiv zu leben und danach zu handeln. Es ist naiv zu glauben, dass sich die Einstellung und Haltung einer Gesellschaft ändert, nur wenn man Sprache ändert. Es ist aber auch zu respektieren, wenn jemand persönlich Wert auf Formulierungen jeglicher Art legt. Das nennt man menschlich.
In meinen Seminaren, Vorträgen und Unterricht im Pflichschulbereich (7.-13. Schulstufe) stelle ich des öfteren zu Beginn die Frage: Wie wichtig ist Ihnen - euch, dass ich in meinem Vortrag - in meinen Ausführungen gendere.
Die Auswertung:
Bitte unbedingt gendern | Bitte nicht gendern | Wertfrei g. d. Thema | |
Erwachsene - ca. 75% w. und 25 % m. | 11 % | 31% | 58% |
Jugendliche - ca. 50% w. und 50% m. | 8% | 19% | 73% |
Statistisch aufällig: In beiden Altersgruppen stellt das Thema Gendern keinen großen Stellenwert dar. Gerade bei der jungen Generation und bei Seniorenkursen ist die Zahl der Stimmen für "Bitte nicht gendern" - "Wertfrei gegenüber dem Thema" absolut hoch und im Laufe der Zeit prozentuell zunehmend. Im Segment der 35 - 55 jährigen Befragten entsteht dabei manchmal eine heiße Diskussion um das Thema zwischen wenigen (meist weiblichen) Beteiligten, wobei die Zahl der "Bitte nicht gendern bzw. Wertfrei" bei beiden Geschlechtern deutlich höher und auch ebenfalls steigend ist. Keine empirische Untersuchung, nur meine kleine persönliche Statistik.
Unser Fazit: Wie in den FAQ beschrieben, haben wir uns entschlossen, nicht alle Texte für die leichtere Lesbarkeit und das bessere Verständnis generell zu gendern. Wir führen in unseren Artikeln als auch in unseren Vorträgen eine sinnvolle - sinnbezogene Mischform.
Unsere aufrichtige Wertschätzung und ehrlicher Respekt gilt allen Beteiligten zu 100%. Versprochen :-)
Ereignis in Deutschland (Jänner 2024): DFB verurteilt Leverkusen. Dieses Plakat kostet 18 000 Euro Strafe. Der DFB hat Spitzenreiter Leverkusen zu 18 000 Euro Strafe verurteilt. Grund: Im November entrollten Bayer-Fans beim 3:0 in Bremen ein Banner mit der Botschaft: „Es gibt viele Musikrichtungen, aber nur zwei Geschlechter!
Monika Gruber in ihrem letzten Programm dazu: In der Schule hättest du früher einen Einser bekommen, wenn du gesagt hättest, dass es nur 2 Geschlechter gibt. Heute zahlt man hohe Strafen für diese Aussage. Ist die Erde eine Scheibe, vielleicht 2 +2 gleich 6, ist der Himmel grün...72 Geschlechter...das ist sehr schwierig geworden ....was ist los mit den Menschen.
Danke Monika Gruber! Mankind, Vaterland und Muttersprache bleiben wie sie sind!
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