Smartphone: Notrufnummernwahl technisch erklärt
Ich bin in einer Zeit geboren, in der es noch keine Mobiltelefone gab. Viele Haushalte hatten auch kein Festnetztelefon und wenn, dann nur einen Viertelleitungsanschluss. Das heißt, vier Haushalte teilten sich eine Leitung. Eine hoffentlich freie Leitung war im Ernstfall ein Glücksspiel. Bei einem Unfall oder Notfall musste man in den meisten Fällen eine Telefonzelle suchen, um die Notrufnummern von Rettungsdienst, Polizei oder Feuerwehr zu wählen. Wählen deshalb, weil früher die Nummern nicht eingetippt, sondern über eine Wählscheibe gewählt wurden.
Heute hat fast jede Österreicherin - jeder Österreicher ein eigenes Mobiltelefon - ein Smartphone. Rasch sind die Notfallsnummern (siehe Tabelle) gewählt. Auch fremde Telefone können dazu genutzt werden, ohne die zu entsperren, Notfallsnummern kann man immer frei wählen.
Feuerwehr | 122 |
Polizei | 133 |
Rettung | 144 |
Euro-Notruf | 112 |
Gasgebrechen | 128 |
Bergrettung | 140 |
Ärztenotdienst | 141 |
Telefonseelsorge | 142 |
Notrufdienst für Kinder und Jugendliche | 147 |
Vergiftungszentrale | 01 406 43 43 |
Notruf - wichtige Details
Wenn du dich in einer Notsituation befindest oder eine solche beobachtest, solltest du einen Notruf absetzen. Rechtzeitiges Handeln ist entscheidend, um Leben zu retten. Überlege nicht lange, sondern wähle 112, wenn du die Situation nicht einschätzen oder beurteilen kannst. Wähle 112, wenn du Zweifel am Gesundheitszustand der betroffenen Person hast oder sogar akute Lebensgefahr besteht. Ein Notfall ist eine Ausnahmesituation. Bewahre trotzdem Ruhe und sichere die Unfallstelle ab. Bringe dich nicht selbst in Gefahr.
Fragen der Notfallzentrale
Damit die Notrufzentrale dir die richtige Hilfe schicken kann, braucht sie einige Informationen. Während des Telefonats werden dir konkrete Fragen gestellt, die du richtig und in Ruhe beantworten solltest. Hab keine Angst vor dem Anruf oder den Fragen. Die Mitarbeiter der Notrufzentrale sind bestens geschult und werden dich Schritt für Schritt zu den wichtigsten Punkten befragen.
Die W-Fragen der Notfallszentrale
Wo? Gib den Ort des Unfalls genau an.
Was ist passiert? Beschreibe die Notfallsituation genau.
Wie viele? Wie viele Menschen sind zu versorgen?
Welche? Welche Art von Verletzungen oder Krankheitsanzeichen haben die Betroffenen? Liegt ein lebensbedrohliche Situation vor?
Wer? Nenne deinen korrekten Namen.
Warten! Warte auf mögliche Rückfragen der Rettungsleitstelle! Beende niemals das Gespräch bevor alle Details geklärt sind. Warte bis die Rettungskräfte eingetroffen sind.
Wichtige digitale Informationen
Auch wenn du den Notruf mit unterdrückter (privater oder unbekannter) Rufnummer wählst, wird deine Nummer an die Leitstelle übermittelt und angezeigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Meinungen wird die Rufnummer bei jedem Anruf mitgesendet. Die Unterdrückung der Rufnummer ist nur bei Privatanschlüssen wirksam. Im Notfall oder bei Missbrauch (z.B.: Telefonterror) kann sie jederzeit ermittelt werden. Bei einer Anzeige bei der Polizei wird die "Privatnummer" bei deinem Telefonanbieter ermittelt. Alle deine eingehenden und ausgehenden Anrufe werden ausnahmslos vom Provider protokolliert und gespeichert. Unterlasse also auf jeden Fall Anrufe aus Jux und Tollerei!
Standortermittlung: Android vs. Iphone
Theorie: Wenn du eine Notrufnummer wählst, wird dein Standort anhand von GPS-Informationen sowie von Funkmasten (A-GPS) und WLAN in deiner Umgebung übermittelt. Wenn du GPS oder WLAN deaktiviert hast, werden sie vom Notrufsystem für die Dauer der Ortung aktiviert und danach wieder deaktiviert. Die Kombination dieser drei Ortungsmethoden wird als Fused Location Provider (FLP) bezeichnet.
20 Sekunden nach Gesprächsbeginn übermittelt dein Mobiltelefon selbstständig deine Standortdaten an die Notrufzentrale. Persönliche Daten werden dabei nicht übermittelt, wohl aber Informationen über dein Handymodell und dein Betriebssystem. ELS von Google macht das möglich, die Software wird heute in allen Android-Smartphones eingesetzt. Apples iOS unterstützt diesen Dienst ebenso ab Version 11.3. Jedoch weder die Firma Apple noch Google haben dadurch Zugriff auf deine gesendeten Daten, diese stehen ausschließlich den Notdiensten zur Verfügung.
Praxis: Die meisten Smartphones geben bei einem Anruf bei der Notrufzentrale deinen genauen Standort durch. So kannst du geortet werden. Das gilt zumindest für Android-Geräte. Wenn du mit einem iPhone eine österreichische Notrufnummer (144, 133, ...) wählst, erhält die Notrufzentrale keine genauen Standortdaten, sondern nur deine ungefähre Position mittels Funkzellenortung (A-GPS) an deinen Mobilfunkbetreiber. Diese Bereiche sind oft mehrere Quadratkilometer groß, so dass es unmöglich ist, deinen Standort genau zu bestimmen.
iPhones übermitteln die genaue Position nur, wenn du den Euronotruf (112) wählst. Alle europäischen Smartphones müssen ab Frühjahr 2022 über diese Form der Standortbestimmung verfügen. iPhones verfügen natürlich über die vorgeschriebene Technologie, diese wird aber nur für den Euronotruf verwendet. Die österreichische Variante mit drei verschiedenen Notrufnummern (122, 133 und 144) statt einer einheitlichen Notrufzentrale für alle Einsatzorganisationen wird von Apple momentan nicht unterstützt. Schade....
Die Rettung-App als Alternative zum Telefonat
Die Smartphone App „Rettung“ (Android / iOS) ist der einfachste Weg, den Rettungsdienst oder Spezialkräfte wie die Berg- oder Wasserrettung zu alarmieren. Sie verbindet dich mit dem Rettungsnotruf und übermittelt gleichzeitig ihre exakte Position. Weiters werden praktische Informationen an die Notrufleitstelle gesandt, die den Rettungskräften den Einsatz erleichtern und dadurch die Hilfe beschleunigen. Die volle Funktionalität wird im gesamten österreichischen Bundesgebiet zur Verfügung gestellt, und als Besonderheit funktioniert diese App auch in der Tschechischen Republik, Ungarn sowie in den alpinen Regionen der Slowakei. Wir haben die App auf unseren Smartphones installiert.
Team Österreich Lebensretter APP
Es gibt Notfälle, da zählt jede Minute. Oft ist Hilfe nur wenige Meter entfernt. Diesen Vorteil nutzt die neue Initiative „Team Österreich Lebensretter“, die das Österreichische Rote Kreuz mit Hitraio Ö3 unterstützt durch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) gestartet hat. Per App (iOS / Android) werden registrierte freiwillige Ersthelfer (ab 18 Jahren mit entsprechender - nachweislicher Erste Hilfe Ausbildung) alarmiert, wenn es in ihrer unmittelbaren Nähe zu einem Atem-Kreislauf-Stillstand kommt. So können sie noch vor Eintreffen der Rettungskräfte mit der Herzdruckmassage beginnen.
Webtipp
Mit diesen 6 Tricks entlarvst du unbekannte Telefonnummern.